4. Juli 2021

Vom Weg abgekommen...

...das können wir gut und machen das auch (ungewollt) sehr gerne. Während diese Zeilen entstehen sitzen wir im Cibola National Forest in New Mexico auf 2238m. Es wird gleich anfangen zu regnen, es donnert schon ganz schön gewaltig, doch aktuell sind wir es schon ein wenig gewohnt im Regen unser Camp zu genießen. Mehr dazu folgt später. Jetzt erstmal die Frage, wie sind wir denn eigentlich hier gelandet? Doch vorab möchten wir uns noch kurz (oder auch lang) bei euch allen bedanken, für eure schöne Anteilnahme an unserer Reise. Das hatten wir irgendwie so gar nicht erwartet, umso mehr haben wir uns über jeden einzelnen Kommentar, über jede Nachricht oder über jedes „Like“ gefreut. Merci dafür!

Memphis - hier wollten wir eigentlich eine Nacht verbringen. Doch wegen des nur sehr touristischen Camp-Angebotes beschließen wir doch weiter zu fahren und überqueren den Tennessee River nach Arkansas. Übrigens ein Staat in dem wir beide und wahrscheinlich auch Sir Quigley noch nie waren. Wir landen im Mississippi River State Park, wo wir einen wunderschönen Platz mal wieder direkt am Wasser ergattern. Da es hier so schön ist bleiben wir direkt 2 Nächte und lassen auch unser Kanu zu Wasser. Es ist eine tolle Szenerie auf dem Wasser und von den Wäldern umhüllt. Abends besucht uns noch der Waschbär und morgens kommen auch die Kolibries vorbei - kann es schöner sein? Ja, als Joss mit dem Moped zum Bezahlen fährt läuft ihm noch eine sehr neugierige Gürteltier-Familie über den Weg.

Die Gürteltier-Familie
Der Waschbär

Nach 2 erholsamen Tagen machen wir uns mit Sir Quigley wieder auf den Weg. Da Sir Quigley immer noch nicht „ganz rund“ läuft wollen wir unbedingt nochmal die Spur überprüfen lassen. Auch ölt die Hinterachse, aber das klären wir zu einem späteren Zeitpunkt. Wir finden eine vertrauensvoll aussehende Wertkstatt und halten an. Thompson Repair lässt Sir Quigley direkt auf die Hebebühne und überprüft die Spur, fügt noch die fehlenden Unterlegscheiben an die Spurstangenköpfe ein und befindet, dass alles sicher ist. Auch wenn es nur ein kurzer Besuch ist, es ist immer wieder ein Erlebnis in solch einer Werkstatt diverse Schätze zu entdecken.

Wir fahren durch Arkansas, ein Staat der auch von der aktuellen Hitzewelle betroffen ist. Wir schwitzen jeden Tag bei weit über 30 Grad. Es ist Donnerstag, der 24. Juni, bestimmt 38 Grad (gefühlte 45 Grad🥵). Von Chris (@venture4wd) wird ein kostenfreier Campingplatz im Ouachita National Forest direkt am See mit wenigen Plätzen, am Wochenende vielleicht ein bisschen voll und laut, aber mit Toiletten vorgeschlagen. Wir gehen das Risiko ein und fahren lange durch kleinere Ortschaften und Wälder bis wir ankommen und unseren Augen kaum trauen können. Es ist so wunderschön und paradiesisch hier. Ein Platz ist besetzt, ansonsten keine Menschenseele. Kann das wirklich sein? Wir platzieren uns direkt am Wasser mit eigenem Strand. Genau für diese Momente sind wir unterwegs.

Nun passiert die nächsten 3 Tage nicht viel. Im Wasser erholen wir uns immer wieder von der Hitze, lesen, entspannen in der Hängematte, freuen uns über die morgendlichen Gänse oder Reh-Besuche und genießen einfach die Zeit und die Ruhe. Doch nach 3 Tagen ist es Zeit weiterzuziehen - wir fühlen uns sonst schon irgendwie wie Dauercamper, doch das sind wir dann doch nicht 🙂 und außerdem wartet noch immer der Grand Canyon auf uns.

Schlange auf dem Weg zu den Waschräumen
Ouachita National Forest

In Arkansas geht es nun weiter und die Landschaft verändert sich auch langsam. Dies wird sich in Oklahoma fortsetzen - der nächste Staat, welchen wir durchqueren. Aus der waldigen Umgebung kommen nun sandige und rote Landschaften zum Vorschein. Es sind nun 2 Wochen vergangen und wir benötigen dringend eine richtige Dusche und auch die Wäsche möchte wieder sauber werden. Achso, und auch Sir Quigley benötigt nochmal eine kleine Reparatur - bei der ölenden Hinterachse muss mit einer neuen Dichtung nochmal nachgeholfen werden. Somit landen wir in einem kleinen Ort bei Fort Smith am Arkansas River. Joss repariert mal wieder “wenn man nicht alles selber macht 😉”, Lynda radelt zum Waschsalon und auch die Dusche wird ausgiebig genossen.

Eine kleine Anekdote von Lynda aus dem Waschsalon: die Waschsalons hier in den USA sind normalerweise ganz aufgeräumte und auch durchaus saubere Läden - nicht so dieser. Ich komme an und niemand ist in dem Laden. Der Automat mit Waschmittel ist leer und ich frage mich nun, wie ich denn hier waschen soll. Glücklicherweise kommt kurz darauf ein älterer Herr, der sich später als pensionierter Truck-Fahrer namens Darren herausstellt. Er kennt den Salon natürlich und bringt sein eigenes Waschmittel mit, was er mir kurzerhand gerne anbietet. Für ihn ist es eine schöne Abwechslung eine junge Frau als Gesprächspartnerin zu haben (das sind übrigens seine Worte ☺️). Als noch ein weiterer älterer Herr kommt, jedoch nicht genug Kleingeld hat, überlasse ich ihm meine übrigen Quarter, da ich diese ja beim Waschmittel gespart hatte. Und so tut es dann auch Darren. Eine sehr nette Begegnung und wieder mal die Erkenntnis, dass man gute Taten direkt weitergeben kann und dies auch manchmal eine Kettenreaktion auslöst.

Es ist mittlerweile Dienstag, der 29. Juni und heute wollen wir “Meilen” machen. Sir Quigley möchte nun auch, nicht mehr ölend, ein wenig länger auf der Straße unterwegs sein. Wir fahren nach Oklahoma und durchqueren den Staat. Unser erster kleinerer Stau bei Oklahoma City, doch dann geht es wieder entspannt weiter.

Ein kleinen Streckenabschnitt fahren wir sogar auf der Route 66, welche auch immer wieder mit Touristen-Attraktionen gesäumt ist. Wir fahren den ganzen Tag und landen abends auf einem kleinen kostenfreien Campingplatz. Zwar nicht mega spektakulär, jedoch durch den angekündigten Regen ein guter Übernachtungsort. Da die Temperaturen hier abends deutlich niedriger sind, nehmen wir die Abkühlung gerne an und freuen uns schon fast mal wieder feste Schuhe und ein Fleece anzuziehen.

Mittwoch, 30. Juni: wir lassen das Frühstück aus, denn heute, tja heute wird ein touristischer Tag. Auf der Route Richtung New Mexico fahren wir auch durch einen kleinen Zipfel von Texas, und wenn man schonmal da ist, nimmt man die ein oder andere Touri-Attraktion mit. Unseren Brunch gönnen wir uns in der weltbekannten Big Texan Steak Ranch. Hier kann man auch kostenfrei essen, wenn man es schafft ein 72 ounces (2,041 kg) Steak innerhalb einer Stunde zu essen. Gut, wir haben dann doch lieber bezahlt und die kleinere Portion genommen. Doch während wir dort waren hat es tatsächlich ein Mann innerhalb 41 Minuten geschafft - mit was man alles Geld machen kann. Weiter geht es zu der Cadillac Ranch - ein Kunstwerk aus 10 ganzen Cadillacs, welche zur Hälfte im Boden stecken. Ganz lustig, vor allem weil man im “Eingangsbereich” Farb-Sprühdosen kaufen kann und sich auf diesen Cadillacs verewigen kann. Doch auf Grund des weiter andauernden Regens wollen wir die Zeit lieber im fahrenden Van verbringen und schaffen es so doch noch nach New Mexico.

Auf diesem Streckenabschnitt sehen wir auch einige verlassene Motels oder Tankstellen, was schon ein komisches Gefühl weckt zwischen den ganzen Hinterlassenschaften durchzugehen.

Übrigens war dieser Tag auch unser “gelber Engel”-Tag. Wir durften ein Truck mit 3 Männern, die gerade einen Umzug nach California machen aus dem Schlamm ziehen und ebenso einem T1-Fahrer mit dem nötigen Werkzeug aushelfen.

Wir sind kurz hinter der Grenze von New Mexico und wollen wegen des Regens heute kein großartiges Camp aufbauen. Es gibt Russell’s Truck und Travel Center, welcher auch ein kostenfreies Auto-Museum anbietet (wir befinden uns noch immer auf der ehemaligen Route 66). Also übernachten wir bei der Raststätte. Heute mal mit Brotzeit im Van und zwischendrin der Besuch im Museum. Gar nicht mal so übel.

Heute ist Sonntag, der 04. Juli (wenn wir genug Internet gehabt hätten, um den Blog auch wirklich am Sonntag hochzuladen). Wir wünschen allen amerikanischen Freunden Happy 4th of July! Noch immer sind wir im Cibola National Forest in New Mexico. Gestern hatten wir eine tolle kleine Wanderung zum Firewatch-Tower auf dem Cedro Peak auf 2369m. Eine fantastische Rundumsicht. Auch die Gelände-Wagen, welche uns auf dem Weg zum Gipfel begegnen sind eine willkommene Abwechslung.

Auf dem Weg zum Gipfel
Schafft er es oder nicht?
Auch nach mehrmaligen Versuchen leider nicht ☺️
Auf dem Gipfel

Und somit endet dieser Blog. Morgen geht es weiter auf unserem Weg zum Grand Canyon - oder? Ihr werdet es lesen - nächste, übernächste oder überübernächste Woche ☺️

10 comments on “Vom Weg abgekommen...”

  1. Liebe Lynda, lieber Joss,

    wir tauchen so richtig mit ein in eure Reise und fühlen es mit! Ihr schreibt und beschreibt so detailliert und lebendig! Eine so große Freude für uns von euch zu lesen! Vielen Dank für das Teilen eurer Erlebnisse mit uns! 🙂

    Liebe Grüße Theresa & Stefan mit Gustav

  2. Hey ihr 2 beiden. Soooo schön zu lesen und zu sehen...
    Wir nähern uns unseren Sommerferien und somit der eigentlichen Idee zu euch zu stoßen... Hach ja....
    Habt unendlich viel Spaß und nehmt uns bitte in Gedanken ab und zu mal mit...

    1. Ihr PePe’s, echt schade! Das wäre so toll gewesen. Schon das zweite mal, dass es nicht klappt. Irgendwann schaffen wir es noch 😉 ihr seid auf jeden Fall in Gedanken dabei 😘 danke euch!

  3. Hi Lynda & Joss,

    schön zu sehen das ihr Spaß habt auf eurer Tour! Und immer schön vom Weg abkommen, da warten die eigentlichen Abenteuer 😁 Ich sprech da aus Erfahrung 😂 Wünsch euch beiden noch eine fantastische Reise durch die Staaten und genießt die Zeit!

    Flo

Schreibe einen Kommentar zu Lynda Uhler Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert