7. September 2021

Der schöne (aber komplizierte) Weg nach Kanada ...

Samstag, 14. August 2021. Wir lassen den Yellowstone National Park hinter uns und fahren weiter Richtung Norden. An einem kleinen Park in Livingston, Montana können wir über Nacht parken - ein richtiges Camp bauen wir hier nicht auf, doch wir genießen eine Abkühlung in dem anliegenden Fluss. Übrigens haben wir heute Bergfest, also stoßen wir mit einer Flasche Sekt darauf an. Hier treffen wir Trygg, ein sehr netter Mann mit dem wir uns über das Outdoor-Leben, Politik und die Welt allgemein unterhalten. Eine sehr schöne Begegnung!

Trygg empfiehlt uns auch den Petosi Campground im Beaverhead National Forest - hier soll es auch Hot Springs geben. Es ist ein wundervoller Platz direkt am Wasser, die Hot Springs finden wir leider nicht, doch bleiben wir 2 Nächte hier, da wir die einzigen Camper auf diesem Platz sind. Dieser Platz wird von der App iOverlander, welche wir sehr häufig nutzen, auch wärmsten empfohlen, und es wird beschrieben, dass man auf einer bestimmten Strecke vielleicht Elche beobachten kann. Ohne große Erwartung fahren wir in die angegebene Richtung und siehe da, da steht ein Elch. Faszinierend! Und da wir so überrascht sind, holen wir die Kamera leider erst raus, als er schon wieder auf dem Sprung ist 😂

Nun fahren wir weiter durch die Prärien Montanas. Leider spielt das Wetter gerade nicht so mit, sodass es immer wieder regnet. Trotzdem bleiben wir auf unserer Route entlang des Snake Rivers und kommen durch tolle Gegenden. Die Berge Montanas sind echt fantastisch. Doch schwups, überqueren wir wieder eine Staatsgrenze - willkommen in Washington. Washington State - unser 18ter Staat, und wahrscheinlich auch der letzte auf unserer Reise durch die USA (Spoileralarm: ähmmm, doch nicht 😂). Auf knapp 300m befinden wir uns nun wieder in einer etwas wüstenähnlichen Landschaft ... und dann kommen ganz viele Getreidefelder, also wirklich viele .. gefühlte Stunden fahren wir durch orange-gelb-farbene Landschaften. Lynda sinniert darüber, wieviel Arbeit dahinter steckt.

Doch heute ist sowieso Meilen-Machen angesagt. Wir fahren den ganzen Tag, bis wir einen schönen Platz, mal wieder am Snake River finden. Ganz sicher sind wir nicht, ob wir hier campen dürfen, in der Nähe sind wohl mehrere Feuer ausgebrochen und einige Campingplätze wurden bereits geschlossen. Doch eine Gruppe junger Leute stellt sich neben uns und berichtet, dass wir hier sicher seien. Also alles gut.

New York Pennsylvania

Maryland West Virginia

Virginia North Carolina

Tennessee Arkansas

Oklahoma Texas

New Mexico Arizona

Utah Colorado

Wyoming Montana

Idaho Washington

Diese Staaten haben wir auf dieser Tour besucht

Samstag, 21. August 2021. Nachdem wir uns von den Nachbarn noch Tipps für Washington geholt haben machen wir auch heute wieder Meilen. Unser nächster fester Termin ist der 28. August, wo wir in Olympia sein wollen, da Bob und Kristi dort ihre (2 Jahre verspätete) Hochzeitsparty steigen lassen. Die Tage vorher möchten wir unbedingt am Wasser verbringen, also am richtigen Wasser 🙂 am Meer. Auf unserem Weg dorthin halten wir in einer kleinen Ortschaft bei einem Wohnhaus, der ein Schild „fresh eggs“ aufgestellt hat. So kommt es, dass wir bei einem Bulgaren, der seit 1985 in den USA lebt frische Eier kaufen. Jedenfalls sind wir eine Stunde später am Meer. Wir finden über Harvest Host ein Cranberry Museum in Grayland und können dort über Nacht bleiben. Hier bekommen wir noch eine kleine Führung und Joss macht sich am Abend noch mit dem Rad an den Strand auf.

Weiter geht es am Wasser entlang, unter anderem durch Newport, ein wunderschöner kleiner Ort direkt am Hafen. Wir genießen die doch überschaubare Zivilisation und schlendern über die stattfindende Art-Fair an der Hafenpromenade. Herrlich! Doch wir wollen noch einkaufen bevor wir an die Küste fahren und landen in Aberdeen - der Geburtsort von Kurt Cobain und somit läuft erstmal eine Weile Nirvana im Auto ... 

Come as you are, as you were

as I want you to be

as a friend, as a friend

as an old enemy

take your time, hurry up

choice is yours, don’t be late

take a rest as a friend

as an old

memoria, memoria

memoria, memoria

Kurt Donald Cobain (1967-1994)

Und dann geht es endlich auf die Olympic Peninsula Washington. Hier finden wir im Ocean City State Park einen wunderschönen Platz und können mit dem Fahrrad direkt ans Meer fahren. Juhuuuu, das Meer 🥰 eigentlich wollten wir noch eine weitere Nacht bleiben, da wir super liebe Nachbarn kennengelernt haben (Peter, eigentlich Amerikaner und Kanadier, doch lebt nun in Zwickau), doch leider ist kein Platz mehr frei. Also fahren wir am nächsten Tag weiter. 

Laut Internet ist nirgends mehr was frei, was uns erstmal irritiert und wir jeden Campingplatz anfahren, um nochmal nachzufragen. Doch wir haben Glück. In Ocean City gibt es einen First Come First Serve Campingplatz. Der Campingplatz ist direkt am Meer und es gibt quasi 3 Reihen - die erste, direkt am Wasser, die zweite Reihe in der Mitte und dann noch die hintere. Klar, dass wir erstmal nur ein Platz in der hintersten Reihe bekommen. Doch bereits am nächsten Tag ziehen wir ein Platz weiter in die Mitte. Es ist wunderschön hier - den ganzen Tag rauscht das Meer und auch das Wetter ist gigantisch, weshalb viele ihre Tage hier verlängern. Es entsteht eine tolle Dynamik, da jeder irgendwie in die erste Reihe kommen möchte und man somit mit ganz vielen Menschen in Kontakt kommt. Auch unser Van zieht natürlich alle Aufmerksamkeit auf sich. So kommt es, dass wir innerhalb weniger Zeit fast den kompletten Campingplatz kennen. Doch eigentlich wollen wir ja morgen weiter ... wäre da nicht die Familie, die uns zuflüstert, dass sie einen Tag früher abreisen und somit ein Platz in der ersten Reihe frei wird. Die Entscheidung ist schnell getroffen. Also bleiben wir hier noch 2 Nächte. Wir beobachten die Wale, Seeotter und Seelöwen, unterhalten uns mit den anderen Gästen, gehen am Strand spazieren, machen eine kleine Radtour zum nächsten Ort und bestaunen natürlich die wunderschönen Sonnenuntergänge. Hier genießen wir einfach mal die Freiheit, die wir gerade erleben und es tut super gut.

Doch es muss auch weitergehen. Freitag, der 27. August. Da morgen in Olympia die Party steigt und wir bereits ein Hotel in der Stadt für heute gebucht haben, müssen wir uns leider von diesem wundervollen Ort verabschieden. Wir werden wieder kommen - das ist klar! Da wir sehr früh aufgestanden sind fahren wir in den Hoh Regenwald und machen dort eine kleine Tour. So ein Regenwald hat schon etwas magisches.

Dann nochmal dreieinhalb Stunden nach Olympia und im Hotel einchecken. Hier erleben wir eine schöne Hochzeitsfeier und auch Olympia ist eine tolle Stadt. Ein paar Tage später werden Kristi, Bob und die Kids uns noch im Larrabee State Park besuchen. Auch ein wunderschöner Campingplatz direkt am Meer mit einer tollen Bucht. Und überall die regenwaldartige Vegetation.

Und nun wird es spannend. Wir waren die ganze Zeit guter Dinge, dass wir Anfang September nach Kanada einreisen können. Seit dem 07. August dürfen amerikanische Staatsbürger und „Permanent Residents“ aus den USA einreisen. Und „Permanent Residents“ sind wir ja schließlich. Da es nun ernster wird müssen wir uns noch um alle Dokumente kümmern, einen Covid PCR Test machen, auf die Testergebnisse warten und das Motorrad abbauen, denn Joss wird separat mit dem Mopped über die Grenze fahren. Und dann, als wir alles zusammen haben machen wir den ersten Versuch. Donnerstag, 02. September 2021. Direkt am Morgen erhalten wir bereits die Testergebnisse. Beide Negativ 😅. Wir waren die letzten 2 Tage im Birch Bay State Park, welcher ca. 20 Minuten von der Grenze in Blaine entfernt ist. Nun lesen wir noch, dass man auch einen Quarantäne-Plan für 14 Tage haben muss - also noch geschwind ein Hotel buchen und dann geht es zur Grenze. Die Warteschlange ist nicht lang, doch als wir dran sind müssen wir erstmal parken und in das Grenzgebäude. Hier soll nochmal gecheckt werden, ob wir nach Kanada reinkommen, denn so ganz sicher sind sich die Mitarbeiter nicht. Doch leider gelten als „Permanent Residents“ nur Greencard-Holder, also nicht „nur“ mit Visa. Dem Mann hinter dem Schalter tut es sichtlich leid uns diese Nachricht zu überbringen. Doch es ist wie es ist. Das Risiko war uns natürlich von Anfang an bewusst. Nun müssen wir bis zum 07. September warten - dann sollen voraussichtlich auch andere Nationalitäten nach Kanada dürfen. Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden!

Wenn die Generalprobe schlecht war, wird die Uraufführung bestimmt super!

Joss U. nach dem gescheiterten Grenzübertritt

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